
Innere Unruhe – wenn Körper und Geist keine Erholung finden
Von Dr. Christoph Theurer
29. April 2025
Einfach mal entspannt die Beine hochlegen, ohne Unterbrechungen durchschlafen oder sich problemlos auf eine einzelne Aufgabe konzentrieren: Für Menschen, die unter ständiger innerer Unruhe leiden, ist das kaum möglich. Die Belastungen des Alltags haben sie so fest im Griff, dass sie sich wie getrieben fühlen und Ruhe zum Fremdwort wird. Doch wie entsteht dieser Unruhezustand genau und was hilft gegen Angstzustände, ständige Anspannung und innere Unruhe? Hier erfahren Sie mehr.
Wie fühlt sich innere Unruhe an?
Wer von starker innerer Unruhe betroffen ist, steht permanent unter Strom. Vergleichbar ist dieser Zustand mit dem Gefühl anhaltender Nervosität. Eine typische Begleiterscheinung ist ein Kribbeln im Körper, das sich bei innerer Unruhe plötzlich bemerkbar macht.
Bleibt diese innere Anspannung lediglich über einen kurzen Zeitraum hinweg bestehen – etwa vor einer planbaren Stresssituation wie einer Prüfung oder einem Umzug – führt das in der Regel nicht zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Nimmt die Belastung allerdings nicht wieder ab, finden die Betroffenen keine Erholung mehr. Die innere Nervosität und Anspannung und die damit verbundenen Symptome werden zum ständigen Begleiter und lassen keine Entspannung zu. Das Gefühl, immer weiter und weiter machen zu müssen, ist allgegenwärtig. Und auch die Angst, den Anforderungen nicht gerecht werden zu können, wächst stetig an.
Was sind die Symptome von innerer Unruhe?
Für Betroffene kann das Gefühl, nicht zur Ruhe zu kommen und ständig unter Druck zu stehen, zu weiteren psychischen oder körperlichen Beschwerden führen, z. B.:

Anspannung

Schweißausbrüche

Angst

Zittern

Herzrasen

Nervosität

Schlafprobleme

plötzliche Panik

Gereiztheit

rasende Gedanken
Diese Begleiterscheinungen von nervöser Unruhe halten nicht selten über Wochen oder sogar Monate an und stellen für Betroffene eine immense Belastung dar. Sie sind nicht mehr dazu in der Lage, sich von den scheinbar übermächtigen Gedanken an Aufgaben und Verpflichtungen zu lösen. Das Gefühl der Überforderung begleitet sie auf Schritt und Tritt. Die fehlende Fähigkeit, Probleme und Gedanken auch einmal ruhen zu lassen, führt schließlich in einen Teufelskreis, der die Unruhezustände weiter verschlimmert.
Innere Unruhe: mögliche Ursachen
Wollen Sie Ihre innerliche Unruhe wirkungsvoll bekämpfen, kommt es zunächst darauf an, die Ursache für die Beschwerden ausfindig zu machen. Warum stehen Sie ständig unter Anspannung? Mögliche Gründe können sein:

übermäßiger Koffeinkonsum

Schlafmangel

Bluthochdruck

Schilddrüsenüberfunktion

Erkrankungen des Herzens
Innere Unruhe aufgrund der Wechseljahre
Frauen um die 50 haben ebenfalls häufiger mit Unruhezuständen zu kämpfen. Schuld sind die Wechseljahre, die innere Unruhe und sogar Angst mit sich bringen können. Für viele – auch körperliche – Wechseljahresbeschwerden ist ein Hormon verantwortlich, genauer gesagt die sinkende Produktion dieses Hormons. Östrogen reguliert im weiblichen Körper eine Vielzahl wichtiger Prozesse, wie zum Beispiel den weiblichen Zyklus, die Elastizität von Gefäßen und die Versorgung der Schleimhäute mit Feuchtigkeit. Darüber hinaus beeinflusst es die Produktion des Glückshormons Serotonin und trägt dazu bei, dass Sie sich gut fühlen1.
Wenn die Östrogenproduktion mit dem Alter nachlässt, können sich Unruhe und Angstgefühle breit machen. Innere Unruhe macht sich in den Wechseljahren oft nachts bemerkbar. Botenstoffe, die Ängste auslösen und müde machen, darunter die sogenannte Gamma-Aminobuttersäure (GABA) haben bei Östrogenmangel freie Bahn. Aktivierende Botenstoffe wie Serotonin und Dopamin stehen ohne ausreichend Östrogen in den Wechseljahren still[2]. Die Folge: Anspannung und innere Unruhe im Körper.
Was können Sie gegen innere Unruhe tun?
Rastlosigkeit als ein typisches Symptom bei Stress ist häufig eine Reaktion auf psychische oder körperliche Beschwerden. So kann ein innerer Unruhezustand als sehr belastend empfunden werden und gilt nicht selten als Auslöser für Schlafstörungen. Neben pflanzlichen Arzneimitteln können auch Maßnahmen wie mehr Bewegung und Entspannung oder ein lösungsorientiertes Handeln helfen, innere Ruhe zu finden.
Pflanzliche Unterstützung bei stressbedingter Unruhe
Bei extremen inneren Unruhezuständen ist schnelle Hilfe erforderlich. Pflanzliche Arzneimittel wirken weder sedierend noch machen sie tagsüber müde. Die Kombination aus verschiedenen Heilpflanzen wie Passionsblume, Baldrian, Weißdorn und Schwarznessel lindert Anspannung und Nervosität auf natürliche Weise. Zudem können sie Ihnen helfen, besser in den Schlaf zu finden.
Sorgen Sie für ausreichend Bewegung
Innerliche Unruhe wird oft von Unausgeglichenheit und Nervosität begleitet. Ausreichend Bewegung, ein Spaziergang an der frischen Luft oder andere sportliche Aktivitäten können Ihnen dabei helfen, zu entspannen und auf andere Gedanken zu kommen. Achtung: Powern Sie sich jedoch nicht bis zur totalen Erschöpfung aus. Es genügt bereits, Ihren Körper einfach regelmäßig in Bewegung zu halten. Mehr zum Thema „gesünder Leben“ erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Machen Sie gezielte Entspannungsübungen
Neben genügend Bewegung ist auch Entspannung wichtig, um innere Unruhe gezielt zu bekämpfen. Meditation und Yoga sowie Achtsamkeitsübungen können Sie dabei unterstützen. Wie Sie auch mithilfe von autogenem Training einen entspannteren Alltag führen können, erfahren Sie in unserem Ratgeber. Tipp: Schließen Sie sich mit Gleichgesinnten zusammen. In der Gruppe machen solche Übungen deutlich mehr Spaß und fördern zudem soziale Kontakte.
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
Bei der sogenannten progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR) lernen Sie, bestimmte Bereiche Ihres Körpers gezielt anzuspannen und wieder zu entspannen. Dadurch bekommen Sie mehr Kontrolle über Ihren Körper, was Ihnen dabei helfen kann, inneren Stress abzubauen.
Versuchen Sie, Probleme aus Ihrem Alltag strukturiert zu lösen
Ist Ihr Alltag vollgepackt mit Terminen? Haben Sie sich vielleicht mit manchen Dingen überschätzt oder gibt es belastende Situationen, die Sie innerlich unruhig werden lassen? Gehen Sie strukturiert vor und halten Sie Ihre Probleme einmal schriftlich fest. Anschließend überlegen Sie in Ruhe, wie Sie diese nach und nach gelöst bekommen. Holen Sie sich dafür ruhig Unterstützung – Sie müssen nicht alles allein stemmen. Neben dem eigenen Freundeskreis und der Familie können Sie auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Passende Beratungsstellen sind Pro Familia oder die Diakonie – oft werden auch Selbsthilfegruppen mit anderen Betroffenen angeboten, in denen Sie von anderen und deren Strategien lernen und profitieren können. Auch eine Psychotherapie kann eine gute Unterstützung sein.